Linkshändertag

    Der internationale Linkshändertag findet seit 1976 jedes Jahr am 13. August statt.

    Geschichte

    Ins Leben gerufen wurde der "International Lefthanders Day" von Dean R. Campbell im Jahr 1975. Das Datum wählte er mit Hinblick auf das darauffolgende Jahr. 1976 fiel der 13. August auf einen Freitag und Campbell wollte die auf Aberglauben beruhende, negative Einstellung gegenüber Linkshändern mit der Wahl des Datums karikieren.1 Besagter Aberglaube hat seinen Ursprung wohl wie so oft im Glauben. Moses erklärt, Gottes rechte Hand sei „herrlich an Stärke“. Jesus soll zur Rechten seines Vaters sitzen. Satan, einst ein Prüfer der Menschen im Namen Gottes, kam vom rechten Weg ab. Ferner wurden Linkshänder ähnlich wie Rothaarige tendenziell eher als mit Dämonen im Bunde, also als Hexen oder Zauberer, verfolgt.2
    Campbell ist aber nicht nur Urheber des 1997 offiziell zum Gedenktag erklärten Weltlinkshändertages, sondern auch Gründer der ersten Vereinigung für Linkshänder: Lefthanders International.1

    Brauchtum

    Während im englischsprachigen Raum anlässlich des Linkshändertages zahlreiche Veranstaltungen ausgerichtet werden, sieht es im deutschsprachigen Raum, besonders in Österreich, eher mau aus. Die einzige nennenswerte, größere Aktion wird von LinkeHand in Wien veranstaltet. Neben Informationsveranstaltungen für Eltern linkshändiger Kinder, Therapeuten und Pädagogen werden hier zahlreiche Spiele für linkshändige Kinder angeboten.

    In eine ähnliche Richtung geht die wohl größte und wichtigste Veranstaltung anlässlich des Weltlinkshändertages im deutschsprachigen Raum in München. Dr. Johanna Barbara Sattler und die Erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder e. V. laden einmal jährlich zu einer thematisch gebundenen Informationsveranstaltung ein, bei der auch ein Preis für ein besonders gut für linkshändige Kinder geeignetes Spielzeug verliehen wird.3

    Bedeutung

    Wie alle Gedenktage, die Menschen gewidmeten sind, die nicht dem Durchschnitt entsprechen (nur 10-15 % der Menschen sind Linkshänder), soll auch dieser Gedenktag ein Bewusstsein schaffen und all den Rechtshändern in Erinnerung rufen, dass die Welt im Zweifelsfall für sie ausgelegt ist. Nun gibt es zweifelsohne weit schwerwiegendere Beeinträchtigungen im Alltag, als mit der rechten Hand ungeschickter zu sein. Aber gerade weil diese Abweichung von der Norm keiner offenkundigen Behinderung gleichkommt, war man noch bis in die 1970er Jahre hinein versucht, Linkshändern ihre genetische Veranlagung abzutrainieren. So gesehen steht der Gedenktag auch exemplarisch für die Versuche der Gesellschaft, Menschen in ein Schema zu pressen und sie der Norm anpassen zu wollen, statt die Welt ihren Bedürfnissen anzupassen.

    Die wohl bedeutendste Interessenvertreterin für Linkshänder im deutschsprachigen Raum ist die Psychologin Johanna Barbara Sattler, die sich ausdrücklich gegen die Umschulung von Linkshändern ausspricht. Es sei eine Fehlannahme, Linkshänder hätten es in einer für Rechtshänder ausgelegten Welt leichter, wenn man sie früh umschule, da diese Praxis schwerwiegende neuronale Schäden wie Legasthenie, Konzentrations-, Sprach- und Gedächtnisstörungen hervorrufen könne, was dann wiederum zu Minderwertigkeitsgefühlen und psychischen Folgeschäden führe.4

    Der wohl offenkundigste Bereich, bei dem Linkshänder tendenziell als benachteiligt angesehen werden, ist das Schreiben. Insbesondere in der Schule, wo man mit Füllfederhaltern beginnt, Schreiben zu lernen, und auf relativ engem Raum nebeneinander sitzt, treten hier Probleme auf. Sprachen, die das lateinische Alphabet benutzen, werden von links nach rechts geschrieben und so sieht ein Linkshänder nicht, was er gerade geschrieben hat. Mit Füllfederhaltern, die nicht für Linkshänder konzipiert wurden, ist das Schreiben nahezu unmöglich, aber selbst mit Linkshänderfüllern ist es für Linkshänder schwieriger, weil sie die Tinte verwischen. Sie brauchen also mehr Platz, weshalb Lehrer darauf achten sollten, dass linkshändige Schüler am linken Rand sitzen.

    Man könnte nun denken, dass die Schreibrichtung davon abhängig ist, ob die Mehrheit der Gesellschaft Rechts- oder Linkshänder sind. Obgleich man wohl nie abschließend klären kann, wie die Verteilung von Rechts- und Linkshändern früher - als unsere Schrift- und Schreibsysteme entstanden - war, so sind Linkshänder heute überall auf der Welt in der Minderheit. Im arabischen Kulturraum, wo sogar von rechts nach links geschrieben wird, ist Linkshändigkeit bis heute mit einem Stigma belegt und folglich keineswegs von Vorteil. Die rechte Hand gilt als die reine, saubere Hand, die zur Nahrungsaufnahme und sozialen Interaktion genutzt wird, während die linke Hand, vor allem weil sie zur Reinigung nach dem Stuhlgang benutzt wird, als unrein gilt. Dass in arabischen Ländern von rechts nach links geschrieben wird, hat sich wohl einfach so ergeben. Die Schreibrichtung war zu einer Zeit, als man Texte noch in Stein meißelte oder in Ton ritzte, im Grunde belanglos.1,5

    Ein weiteres Problemfeld sind asymmetrische Werkzeuge, besonders Schneidegeräte wie Messer, Scheren oder auch Dosenöffner. Bei Messern, bei denen die Klinge nur einseitig angeschliffen ist, ist die gerade Seite dazu gedacht, am Schnittgut anzuliegen, um einen glatten, sauberen Schnitt zu gewährleisten, was bei spiegelverkehrter Nutzung zu unsauberen Schnitten führen würde. Bei Scheren wiederum kann ein Linkshänder, selbst wenn er eine nicht ergonomisch geformte Rechtshänderschere benutzt, die Schnittkante nicht sehen, was ein präzises Schneiden erschwert. Ferner sind die Schneiden von Scheren meist einseitig angeschnitten. Beim Dosenöffner liegen Kraft und Feingefühl nun einmal schlicht in der falschen Hand.6

    Auch das Erlenen von Automatismen wie dem Zubinden von Schuhen, dem Spielen eines Musikinstruments oder flüssigen Abläufen bei Sportarten stellt für viele Linkshänder ein Problem dar – vor allem, wenn ein Rechtshänder versucht, es ihnen zu erklären. Beim Bogenschießen etwa ist die Koordination von Hand und Auge eine andere. Wohingegen Linkshänder bei Sportarten, die gegen einen einzelnen Kontrahenten betrieben werden (Tennis, Badminton, aber auch Boxen), einen Vorteil haben: Sie sind an den rechtshändigen Gegner und dessen Technik gewöhnt, der Gegner seinerseits aber nicht an die Techniken des Linkshänders.

    Klischees und Vorurteile

    Man kann es im Grunde relativ kurz machen: Es gibt – abgesehen von der Händigkeit selbst - keine nennenswerten Unterschiede zwischen Rechtshändern und Linkshändern. Nahezu alle ernsthaften Untersuchungen bezüglich der angeblichen niedrigeren Lebenserwartung, höheren Intelligenz oder höheren Anfälligkeit für Allergien belegen, dass die Durchschnittswerte beim linkshändigen Teil der Bevölkerung nicht von denen der übrigen Bevölkerung abweichen.7 Dennoch werden heute noch viele Kinder unbewusst im Kleinkindalter umgeschult.8 So geben Eltern ihrem Kind z. B. einen Löffel immer noch häufiger in die rechte Hand, weil es der Norm entspricht. Dabei werden wir alle mit einer dominanten Gehirnhälfte geboren, die dann auch über die Händigkeit entscheidet. Eine Umschulung bedeutet für ein Kind eine Mehrbelastung für das Gehirn. Elisabeth Ertl, Linkshänder-Beraterin spricht von einem "Wackelkontakt im Kopf", der zu Schwierigkeiten mit der Konzentration oder Gedächtnisleistung führen kann.
    Als einzige Abweichung von der Norm könnte man das häufigere Auftreten von Extremen bei der Intelligenz betrachten, die sich aber gegenseitig dann im Schnitt wieder aufheben.9

    Weiterführende Links

    Ähnliche Feiertage

    Quellen

    1. Internationaler Linkshändertag (linkehand.at)
    2. Zum Tag der Linkshänder: Haben die Mythen recht? (hna.de)
    3. Aktivitäten zum Linkshändertag im deutschsprachigen Raum (lefthander-consulting.org)
    4. Gibt es in arabischen Ländern besonders viele Linkshänder? (zeit.de)
    5. Linkshänder (wikipedia.org)
    6. Linkshänder (wikipedia.org)
    7. Linkshänder (wikipedia.org)
    8. Linkshändertag (wikipedia.org)
    9. Welt-Linkshändertag: Warum noch immer umgeschult wird (kleinezeitung.at)