Muttertag
Der Muttertag ist keine Erfindung des Handels oder der Blumenindustrie, sondern geht auf eine von der Amerikanerin Anna Jarvis initiierte Predigt im Jahr 1905 zurück.
Seit dem 20. Jahrhundert hat sich der Muttertag als Feiertag zu Ehren der Mütter und der Mutterschaft etabliert und wird im deutschsprachigen Raum jährlich am zweiten Sonntag im Mai begangen.
Der Mai gilt im katholischen Kirchenjahr als der Monat zur Verehrung der Gottesmutter Maria mit zahlreichen Maiandachten.
Geschichte
Der Muttertag blickt auf eine alte Tradition und Geschichte zurück. Bereits 250 Jahre vor Christus wurde für römische und griechische Göttinnen eine Art Muttertagsfest abgehalten. Auch während der Amtszeit von Heinrich des Dritten stand Mutter Kirche im Mittelpunkt des "Mothering Days". Selbst Napoleon schlug 1806 die Etablierung eines Muttertags vor, setzte sein Vorhaben nach der Schlacht von Waterloo allerdings nicht mehr fort.
1865 gründete Ann Maria Reeves Jarvis eine Mütterbewegung namens "Mothers Friendship Day" und organisierte bereits während des amerikanischen Bürgerkrieges "Mothers Day Meetings" als Austauschplattform für Mütter.
1870 wollte auch die Schriftstellerin Julia Ward Howe einen offiziellen Ehrentag für Mütter einführen und veröffentlichte die "Mothers' Day Proclamation ". 1 Sie war eine beliebte Führerin der Frauenrechtspartei in Amerika und politisch sehr aktiv. Ihr Anliegen, einen Ehrentag für Mütter einzuführen, hatte den Hintergrund, einen Protesttag gegen den Krieg einzuführen. Ihre Mütter-Friedenstag-Initiative setzte sich zum Ziel, dass Söhne fortan nicht mehr in Kriegen geopfert werden sollen. Die Etablierung eines Ehrentags für Mütter geht jedoch auf ein anderes Ereignis zurück.
Als Anna Jarvis Mutter, Ann Maria Reeves Jarvis, im Mai 1905 verstarb, war es der überbliebenen Tochter ein großes Anliegen, dass Mütter noch zu Lebzeiten geehrt werden sollten und nicht erst nach ihrem Tod. Sie wollte das Schaffen und Wirken ihrer Mutter in Erinnerung behalten. Anna Jarvis war eine gewöhnliche Bürgerin, die ihre Mutter sehr ehrte und als Identifikationsfigur sah. Zwei Jahre nach dem Todestag ihrer Mutter feierte sie in Grafton einen Gedenkgottesdienst für sie. Dabei bat sie Pfarrer Harry C. Howard, in seiner Predigt die Rolle der Mutter in der Gesellschaft zu erläutern. Ihrem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass im darauffolgenden Jahr in Grafton allen Müttern eine Andacht am zweiten Maisonntag gewidmet wurde. Als Ausdruck ihrer tiefen Liebe zu ihrer Mutter ließ Anna Marie Jarvis 500 weiße und rote Nelken, die Lieblingsblumen ihrer Mutter, vor der Kirche an andere Mütter verteilen. Eine Tradition, die bis heute noch gepflegt wird. Der Predigt folgten noch viele Briefe an Politiker, einflussreiche Männer und Geistliche, denen sie ihr Anliegen ausdrückte. Ihre Bewegung wuchs rasch an und fand viele Anhänger. Es wurde ihr Lebensziel, einen offiziellen Muttertag zu etablieren, der über alle Grenzen hinweg, ob sprachliche, kulturelle oder religiöse, gefeiert werden konnte. Anna Jarvis kaufte sogar eine Werbeagentur und schaffte es dadurch, ihren Gedanken und ihr Anliegen unter die Menschen zu bringen.
Sie fand viele Gleichgesinnte und bereits 1909 wurde in 45 Staaten der Muttertag gefeiert. Dem folgten die Einführung 1912 in West Virginia und ein Erlass 1912 des US-Kongresses, dass als Zeichen der Liebe am 2. Sonntag im Mai der Muttertag gefeiert werden soll. Anna Jarvis Mutter hatte ihr Ziel erreicht. 1914 wurde der Muttertag zum ersten Mal als nationaler Feiertag in Amerika begangen.
Erst mit steigender Verbreitung und Kommerzialisierung des Muttertags wandte sich die Gründerin im Laufe der 1920er Jahre verärgert von diesem ab und kämpfte um die Bewahrung dieses ideellen Ereignisses vor der Kommerzialisierung und letztendlich sogar um die Abschaffung. Sie ließ sich dazu als Gesellschafterin der "Mother’s Day International Association" eintragen, um den urheberrechtlichen Schutz zu beanspruchen. Auch ein gerichtliches Verfahren wurde abgewiesen. Ihr Ärger ging so weit, dass sie sogar wegen der Störung einer Muttertagsfeier 1923 festgenommen wurde. Unterstützung fand sie bei ihrer Schwester Ellsinore, die gemeinsam mit Anna die gesamte Familienerbschaft investierte, um den Feiertag wieder abzuschaffen. Vergebens. Anna Jarvis starb 1948 in einem Altersheim, arm und einsam. Ihre Schwester ebenso. Kurz vor ihrem Tod enthüllte Anna Jarvis einem Reporter, dass sie es sehr bedaure, den Muttertag ins Leben gerufen zu haben.2
In den 1920er Jahren verbreitete sich der Muttertag über England aus in die Schweiz, nach Finnland, Norwegen und schließlich auch 1924 nach Österreich.
Hier gilt Marianne Hainisch, Begründerin und Führerin der Frauenbewegung in Österreich, als Initiatorin für die Verbreitung und Etablierung des Muttertages. Unterstützung fand sie in der Pfadfinderbewegung , die sich ebenso für die Feier eines Muttertags einsetzte. Marianne Hainisch sei nicht nur der Anregung von Anna Jarvis gefolgt, sondern auch einer Anregung von Karl Barteis, einem Mitglied der es Pfadfinderkorps. Als Ehrenpräsidentin setzte sich Marianne Hainisch für diesen Vorschlag ein und folglich ist auch ihr die Bekanntheit des Muttertages hierzulande zu verdanken. Auch wenn über den Ausgangspunkt Uneinigkeit herrscht, so hat auch das Wiener Korps ohne Zweifel für die Verbreitung des Muttertags beigetragen, denn alleine 1926 marschierten über 850 Pfadfinder über die Wiener Ringstraße am zweiten Sonntag im Mai. 3
Brauchtum
Wie beim Valentinstag sind Blumengeschenke die beliebtesten Güter und so nimmt der Muttertag im Blumenhandel den wichtigsten Tag im Geschäftsjahr ein und übertrifft umsatztechnisch sogar den Valentinstag. Ebenso Süßigkeiten, Parfum und kleine Geschenke werden gerne überreicht. Kinder lernen Muttertagsgedichte und basteln Kleinigkeiten im Kindergarten und in der Schule, um damit ihrer Mutter eine Freude zu bereiten.4 Die Kommerzialisierung des Feiertags hat sich nicht nur in Amerika etabliert, auch in Österreich bzw. im gesamten deutschsprachigen Raum wurde diese vom Handel dankbar aufgenommen.5
Eine Umfrage unter 500 österreichischen Probanden ergab, dass der Muttertag nur noch für jeden zweiten Österreicher einen hohen Stellenwert einnimmt. Für eine Abschaffung sprach sich sogar ein Viertel der Teilnehmer aus. Dennoch wird an Blumenspenden nicht gegeizt: Im Schnitt werden rund 30 Euro für Muttertagsgeschenke auf den Tisch gelegt.6
Blumen und ihre Bedeutung
Blumen zählen zu den beliebtesten Geschenken am Muttertag, doch nicht jede Sorte eignet sich für diesen Anlass. Erfahren Sie mehr über die Bedeutung der Blumen und auch, welche Blumen Sie besser nicht schenken.7
- Rosen: Diese rote Rose ist ein Klassiker unter den Geschenken, aber keine Blume, die zum Muttertag passt, da sie für Liebe und Leidenschaft steht - sie eignet sich besser zum Valentinstag. Wenn Sie zum Muttertag Rosen schenken möchten, dann gelbe: Sie stehen für Anerkennung, Dankbarkeit und Freude und passen so nicht nur zum Frühling, sondern auch zum Muttertag.
- Orchideen: Diese Blumen eignen sich gut als Geschenk zum Muttertag und stehen für Klugheit und Bewunderung.
- Lilien: Stehen für Schönheit, Reinheit, Respekt und Liebe werden aber auch oft zu traurigen Anlässen verwendet, deshalb am besten mit einem bunten Mix aus anderen Blumensorten kombinieren.
- Gerbera werden zum Muttertag auch gerne geschenkt: Sie stehen für Zuneingung und Freude.
Auch Tulpen und Margeriten sind Blumen, die gerne zum Muttertag geschenkt werden und zum Anlass passen. Wenn Sie sich nicht entscheiden können, fragen Sie im Blumengeschäft einfach nach einem buntgemischten Muttertagsstrauß!
Bastel- und Geschenkideen
Für ein tolles Muttertagsgeschenk muss nicht unbedingt viel Geld ausgegeben werden. Viel wichtiger ist, dass das Geschenk von Herzen kommt. Eine Möglichkeit, das zu zeigen, ist die Dinge – wortwörtlich – selbst in die Hand zu nehmen und etwas zu basteln. Wie wäre es zum Beispiel mit einem personalisierten Lesezeichen, einem Lebkuchenherz, einem Kerzenhalter oder einer selbstgemachten Karte?
Wer weniger bastelbegabt ist, kann stattdessen Zeit verschenken. Der Muttertag eignet sich perfekt dafür, neue Erinnerungen zu schaffen. Zum Beispiel bei einer gemeinsamen Wanderung, einem Picknick, einem Tagesausflug oder dem Besuch eines Freizeitparks.
Rezepte für den Muttertag
Viele Mütter dürfen sich am Muttertag z. B. über ein Frühstück im Bett oder einen Kuchen bzw. eine Torte freuen. Dabei sollte auf jeden Fall das auf dem Teller landen, was der eigenen Mama besonders gut schmeckt:
- Frühstücksrezepte (gutekueche.at)
- Muttertag: 6 Rezeptideen und Tipps (steirische-spezialitaeten.at)
- Kuchenrezepte zum Muttertag (stadt-wien.at)
- Frühstück zum Muttertag (essen-und-trinken.de)
- Drei Omelett-Varianten für den Muttertag (falstaff.com)
Trivia
Gerne und oft mit dem Muttertag verbunden wird der österreichische Film "Muttertag – Die härtere Komödie" aus dem Jahr 1993.8 Zitate wie "I sogs glei, I wors ned!" oder "Pudel di ned auf, Hustinettenbär" haben sich in die Alltagssprache eingebrannt und gehören quasi zum Grundvokabular eines waschechten Österreichers. Der Film ist Kult und wird deshalb auch jährlich im TV-Programm ausgestrahlt – immer an Muttertag natürlich.
Auch in der Musik lässt sich das Thema "Mutter" in vielen Songtexten österreichischer Künstler*innen finden. So z. B. in "Mutter" von Pizzera & Jaus, "A Muatterl hast nur amol" von Ossy Molzer, "Mamma" von Wolfgang Ambros oder "Mütterlein" von Georg Kreisler.
Der Muttertag ist keine Erfindung der Nationalsozialisten. Die Wurzeln des heutigen Muttertags liegen in den USA, wie oben nachzulesen ist. Den Nazis zuzuschreiben ist u. a. jedoch ihr feierlicher Enthusiasmus für den Muttertag und die Ehrung von besonders kinderreichen Frauen.9
Die Mehrfachbelastung von Frauen
Viele Mütter haben neben Familie, Haushalt und Privatleben auch einen Job, dem sie nachgehen. Dadurch kann sich für Frauen eine sehr große Belastung ergeben. Bei einer Befragung der Arbeiterkammer gaben zwei Drittel der berufstätigen Mütter an, dass die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Berufstätigkeit belastend sei. Manche Frauen werden als Resultat unfreiwillig in die Teilzeitarbeit gedrängt.10
Laut dem Bericht "Familien in Zahlen" des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF) sind zwei Drittel der Frauen (Stand 2023), die ein Kind unter drei Jahren haben, gar nicht berufstätig. Dabei wurde jedoch angegeben, dass diese Entscheidung vorwiegend freiwillig fiel und sich nicht aus fehlenden oder zu teuren Betreuungsangeboten ergab. Demnach wollen Frauen die Kinderbetreuung nicht auslagern, sondern sie selbst übernehmen.11
Während einige Frauen also voll und ganz in der Mutterrolle aufgehen, steigt gleichzeitig auch die Anzahl jener Frauen, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden. Forschende schätzen, dass bei Frauen ab dem Geburtsjahr 1990 23 bis 24% kinderlos bleiben könnten.12
Ähnliche Feiertage
- Internationaler Frauentag
- Tag der Eltern-Kind-Entfremdung
- Tag der Familie
- Tag für Frauengesundheit
- Vatertag
- Weltelterntag
- Tag der Antibabypille
- Internationaler Mädchentag
Termine
Der Muttertag wird jährlich am zweiten Sonntag im Mai gefeiert.
- Sonntag, 11. Mai 2025
- Sonntag, 10. Mai 2026
- Sonntag, 9. Mai 2027
Quellen
- History of Mother’s Day as a Day of Peace: Julia Ward Howe (peacealliance.org)
- Warum die Erfinderin des Muttertags keine Freude an ihm hatte (biorama.eu)
- Pfadfinder und der Muttertag (pfadfinder-zeiselmauer.at)
- Brauchtum (ooe-volkskultur.at)
- Die Muttertagsmaschinerie (faz.net)
- Muttertag: Ein Viertel für offizielle Abschaffung (diepresse.com)
- Blumen und ihre Bedeutung (muttertag-tipps.com)
- Muttertag (Film) (imdb.com)
- 100 Jahre Frauentag (fm4.orf.at)
- Spagat zwischen Job und Familie lastet auf Frauen (arbeiterkammer.at)
- Bericht: Nur jede dritte Frau mit Kleinkind ist in Österreich berufstätig (derstandard.at)
- Kinderwunsch merklich abgeflaut (orf.at)